Gott im Putzeimer? Wie bitte?!

Liebe Kirchencafé-ler,

am Ostersamstag hatte es mich plötzlich gepackt. Ich war nach einem intensiven Karfreitagserlebnis regelrecht energiegeladen.

Die Sonne und die Vorfreude darauf, endlich wieder in Gemeinschaft eine Osternachtsmesse feiern zu können und der angekündigte Besuch unserer Töchter mit ihren „Jungs“ machte mich so aktiv, dass ich am Samstag. mit Unterstützung meines Mannes, die Straße gekehrt, den Garten und die Sitzecke vor dem Haus und auch im Haus sauber und damit auch wieder gemütlich(er) gemacht habe.

Es war und ist ein gutes Gefühl. Ich fühlte mich auch innerlich dadurch wie gereinigt, als ich zur Messe nach Niederheckenbach fuhr. 

Vorher erreichte mich noch eine Ostermail von Katharina.

Sie schrieb, dass sich der Blick auf unsere Lasten …

 

… sich mit dem Blick auf den lebendigen Jesus verwandeln kann.

Aber was ist „der lebendige Jesus“?

Ich hatte am Karfreitag intensive Erlebnisse mit Freundinnen auf dem gemeinsamen Weg (teils in Stille) zu und in einer Kapelle,

einen vertrauensvollen schriftlichen Austausch mit meiner lieben Freundin Pia über unsere Freuden und Sorgen, am Samstag dann das gemeinsame „Schaffen“ mit meinem Mann,

in der Osternachtsmesse die Gebete und Gesänge

und am Sonntag der liebevolle Austausch in der Familie.

Katharina sprach mir dann aus der Seele und ich konnte es so gut nachempfinden, als sie in ihrer Mail weiterschrieb:

Was mir auch noch geholfen hat, ist etwas ganz Simples…

Ich habe mich in die praktische Arbeit gestürzt und im Schweiße meines Angesichts Dinge erledigt, die ich schon längst tun wollte:

Die großen Fenster wieder einmal geputzt. Den alten Parkettboden nach mehr als einem Jahrzehnt gewachst und gebohnert.

Die Buchsbaumhecke beschnitten und mit bienenfreundlichem Niemöl gegen den gefräßigen Zünsler gespritzt…Aufgeräumt, geordnet,

gekocht und  gebacken. Es ist längst noch nicht alles in Ordnung, aber das Haus duftet und ich habe mich gefreut, diese Festvorbereitung zustande zu bringen.

Ein Spruch der großen Teresa von Avila fiel mir dazu ein: Gott ist auch unter den Kochtöpfen! Ich füge an: Gott ist auch beim Putzeimer!“ (Katharina Barth-Duran)

Das war mein Stichwort.

„Gott ist auch beim Putzeimer!“

Unweigerlich musste ich an ein Kunstobjekt von Alfred Grimm denken, das unser Freund Bodo zum 20. Geburtstag seines kleinen, feinen Kunsthauses in Reichshof-Hespert geschenkt bekommen hatte und das mich schon immer tief berührt hat.

Den „Aufnehmer-Christus“,

eines der christlichen Ausstellungsobjekte des Künstlers Alfred Grimm.

Verborgen hinter einem schmutzigen Putzlappen erscheint schemenhaft der leidende Christus am Kreuz – ähnlich wie beim Schweißtuch der Veronika.

„Er ist es, der den Dreck der Welt hinwegnimmt“,

erklärt der Künstler diese Objektfigur.

Schaut nur, ist das nicht unfassbar beeindruckend dargestellt?

ER nimmt unsere Lasten, unsere Fehler, unseren Unfrieden, unsere Traurigkeiten, unseren Dreck auf …

In diesem Jahr habe – anscheinend nicht nur ich – wider Erwarten – die Osterfreude und den lebendigen Jesus unter anderem in und um einen Putzeimer herum erlebt.

Ostern. Auferstehung. Neubeginn.

Wo Gott für mich auch ganz deutlich im Putzeimer war und auch immer noch ist,

das ist bei den Helfenden nach der Flutkatastrophe hier bei uns im Ahrtal und natürlich auch an der Erft und in Trier, die putzen, putzen, putzen …

Hoffnung bringen … damit Orte und Menschen wieder auferstehen können …

ganz lebendig

wie hoffentlich auch ganz, ganz bald in der Ukraine.

So möchte ich als Abschlusslied noch einmal das Lied von Amrei, Kathi und Norbert einstellen:

Herzliche Grüße

für das Team des Kirchencafés

Eure Anja Neißner

„SolidAHRität“ / Text Amrei Neißner / Cover-Musik Norbert Schmitt / Gesang Kathi Schmitt